Weithin sichtbar liegt das Salvatorianer Kloster Steinfeld in der Nordeifel. Das nur wenige Häuser zählende Dorf Steinfeld gehört zur Gemeinde Kall und verfügt über eines der besterhaltensten Klöster des Rheinlandes, das auf eine über 1000 jährige Geschichte zurückblicken kann.
Die Basilika aus der ehemaligen Prämonstratenserabtei stammt aus dem 12. Jahrhundert und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Es ist eine Gewölbekirche, die verschiedene Stilrichtungen in sich vereint. Neben neuzeitlichen Elementen, finden sich Kunstrichtungen wieder aus dem romanischen und gotischen Bereich, sowie aus der Renaissance und dem Barock.
Pater Franziskus Jordan, der Gründer der Salvatorianer, übernahm mit seiner Ordensgemeinschaft 1923 das Kloster, das fortan als Zentrum für Bildung, Spiritualität, Kunst und Kultur gilt.
Neben der Basilika betreuen die Salvatorianer ein Gymnasium für Jungen und Mädchen, ein Jungeninternat, sowie eine Akademie mit Gästehaus.
Das Hauptportal des Klosters wird von zwei Nebeneingängen flankiert,
über deren Eingängen in Muschelnischen die Muttergottes auf der rechten Seite und der Hl. Norbert auf der linken Seite zu finden sind.
Über den Kastanienhof und durch den zweiten Torbogen gelangt man in den Innenhof der Klosteranlage.
Auf der linken Seite der Anlage steht eine Skulptur des Gründers der Salvatorianer - Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan -.
Auf der rechten Seite befindet sich hinter der Klosterpforte der um 1500 im gotischen Stil erbaute Kreuzgang, der noch Teile der Steinfelder Kreuzgangfenster aus dem 16. Jahrhundert enthält.
Normalerweise betritt man die Basilika vom Innenhof aus, da aber die Doppeltürme zur Zeit restauriert werden, ist die Kirche hauptsächlich durch Nebeneingänge zu betreten.
Beim Betreten der Vorhalle fällt zunächst der Blick auf den Magdalenenaltar aus dem Jahre 1720, in dessen Aufbau Christus als Gärtner zu sehen ist.
Auf der linken Seite befindet sich eine lebensgroße Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1500, die 1928 neu gefaßt wurde.
Der Hl. Hermann Josef, Prämonstratenserpriester (1150 - 1241), dessen Sarkophag inmitten der Kirche steht, wurde am 11. August 1958 von Papst Pius XII. heilig gesprochen. Heute ist diese Grabstätte im Kloster Steinfeld ein beliebter Wallfahrtsort. Das Grabmal aus Urfter Marmor stammt aus dem Jahre 1701,
während die Platte mit einer liegenden Figur aus dem Jahre 1732 stammt un aus Alabaster gefertigt wurde. Die frischen Äpfel auf dem Grabmal gehen auf eine Legende zurück, nach dem Hermann Josef dem Jesuskind in der Kirche St. Maria im Kapitol zu Köln einen Apfel angeboten hat, den es auch angenommen haben soll.
Oberhalb des Sarkophags befindet sich die Holzkanzel aus dem späten 17. Jahrhundert. Im Kanzelstuhl sieht man die vier Evangelisten in Muschelnischen, jeweils getrennt von gedrehten Säulen.
Der Schalldeckel, der wesentlich höher und schwerer als die eigentliche Kanzel ist, besteht aus zwei Teilen. Im unteren Teil, ebenfalls in Muschelnischen beherbergt, finden wir die
Heiligen Thomas von Aquin, Hieronymus, Gregor, Augustinus und Johannes Chrysotomus.
Darüber thront die große Figur des Erzengel Michael.
Je zwei Altäre befinden sich in den Seitenschiffen der Kirche. Sie sind mit gewundenen Säulen sowie krinthischen Kapitellen verziert und dienen mit ihrer starken Gebälkarchitektur als Rahmen großer Ölgemälde, an deren Giebelaufbauten sich kleinere Bilder wiederfinden.
Der erste Altar im vorderen linken Seitenschiff zeigt eine Darstellung des Martyriums des Hl. Potentinus, sowie seiner beiden Söhne Felicius und Simplicius und seine Schwester Castrina.
Die Entstehung des Gemäldes geht auf die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück.
Im hinteren linken Seitenschiff sehen wir aus derselben Zeit die Auferstehung Christie und im darüber befindlichen Aufbau Christus beim Brotbrechen in Emmaus.
Vorne rechts ist eine Darstellung der mystischen Vermählung des Hl. Hermann Josephs mit der Muttergottes zu sehen. Während er von einem Kinde mit einem Ring beschenkt wird, tragen Engel Spruchbänder, die die Legende zum Ausdruck bringen. Gestiftet wurde dieser Altar im Jahre 1698 von damaligen Pastor Reinerus Kuell aus Zülpich.
Im hinteren rechten Seitenschiff sehen wir schließlich einen Rosenkranzaltar aus dem Jahre 1702, dessen Ölgemälde die Muttergottes mit dem Jesuskind darstellt.
Der zentrale Mittelpunkt des Hochaltars bildet eine große Nische mit einem austauschbaren Ölgemälde.
Es zeigt die Zusammenkunft der Ordensstifter unter dem Heiligenhimmel, sowie im Hintergrund den auf Wolken schwebenden Erzengel Michael.
Zu verschiedenen Festzeiten kommen Ölgemälde mit der Geburt und Auferstehung Christi (Kopie eines Werkes von Peter Paul Rubens aus Antwerpen), sowie eine Darstellung des Fegefeuers zu Anwendung.
Seitlich des jeweiligen Gemäldes befinden sich zwischen zwei Säulen mit korinthischen Kapitellen die Heiligen Petrus auf der linken und Paulus auf der rechten Seite. Oberhalb des zentralen Ölgemäldes zeigt im Aufbau ein kleineres Gemälde das Pfingstwunder.
Zwei Holzfiguren links und rechts neben diesem Gemälde stellt die Heiligen Laurentius und Stephanus dar, während an den äußeren Enden die Figuren der Heiligen Norbertus und Hermann Joseph erscheinen.
Am obersten Ende des Hochaltars befindet sich die gekrönte Muttergottes als Halbfigur mit dem Jesuskinde, von einem Strahlenkranz umgeben.
Im Stile des Altars befinden sich links und rechts an den Chorwänden zwei gleichartige Reliquiengehäuse.
Auf der linken Seite sieht man in der Mittelnische das von zwei Pfeilen durchbohrte Herz, das als Wappen der Abtei gilt, sowie das Wappen des Abtes Michael Kuell, zwei Sterne über einer Lilie, der von 1693 bis 1732 Abt in Steinfeld war und als Kunstliebhaber maßgeblichen Einfluß an der Ausstattung der Kirche hatte.
Die Figuren links und rechts in den Nischen der Reliquiengehäuse stellen wohl den Hl. Michael, sowie die Hl. Ursula dar.
Von dem Chorgestühl befinden sich heute nur noch zwei Bänke mit je sieben Sitzen in der Kirche. Auf den Bankenden steht je eine 77 cm hohe Eichenholzfigur, die auf der linken Seite den Hl. Potentinus und auf der rechten Seite die Muttergottes mit dem Jesuskind darstellen.
Von den zahlreichen Holzfiguren seien hier nur einige erwähnen:
Die Muttergottes mit dem Jesuskind hat eine Größe von 175 cm und entstand in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
Der 210 cm hohe Hl. Potentinus ist ebenfalls der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts zuzuordnen. Der mit Lanze und Marterwerkzeug bewaffnete Heilige trägt einen Panzer zu seinem Schutz, während ein Schild mit seinem, von drei Lilien geschmückten Wappen, zu seinen Füßen liegt.
Die von der vermutlich gleichen Kölner Meisterschule stammende Figur des Hl. Hermann Joseph zeigt ihn als Prämonstratensermönch, ist ebenfalls 210 cm hoch und dürfte aus dem beginnenden 16. Jahrhundert stammen.
Zu erwähnen ist noch eine Pieta aus dem Anfang des 15. Jahrhundert, die aus Tuffstein besteht und 60 cm hoch ist.
Drei weitere lebensgroße Holzbüsten zeigen die Heiligen Norbert, Potentinus und Hermann Joseph. Sie werden dem 18. Jahrhundert zugeschrieben.
Eine ebenfalls lebensgroße Statue stellt den Hl. Norbert dar, den Begründer des Prämontratenserordens.
Eine Gedenktafel mit dem Brustbild von Pater Franziskus Jordan, umrahmt von zwei Engelsköpfen, erinnert an den Gründer des Salvatorianerordens.
Aus dem 17. Jahrhundert stammt eine Totentafel aus Holz, die in der Breite 270 cm mißt und sich im nördlichen Querschiff befindet. In der Mitte sehen wir ein Bildnis des Hl. Norbert mit dem Allerheiligsten in seiner Rechten, zu seinen Füßen der Antwerpener Ketzer Tauchelm, sowie ein Drache. Links und rechts davon flankieren in separaten Bildern die Heiligen Hermann Joseph und Gottfried von Cappenberg.
Unter den Bildern befinden sich die 10 Füllbretter.
Eine 1663 angefertigte Bruderschaftstafel weist auf die von Abt Johann VII. gegründete Skapulierbruderschaft hin, wie ein Inschriftovalam oberen Abschluß beweist. Die Tafel ist 120 cm breit und verfügt über zahlreiche, aufgenagelte Namensschilder.
Die einzigartigen Wandmalereien, die in der oftmals getünchten Kirche freigelegt wurden, sind aus dem 14. Jahrhundert, dem 16. Jahrhundert und dem 17. Jahrhundert und gelten als Monumentalmalereien.
Besonders gut erhaltene Malereien finden wir auf den Chorvierungspfeilen, deren Figuren eine Höhe von 340 cm erreichen.
Auf dem rechten Pfeiler sehen wir in bunten Farben die Mutter Gottes, die das Jesuskind in ihrem linken Arm hält. Während es mit der linken Hand ein Buch hält, greift es mit der rechten nach drei roten Blumen. Am unteren Ende des Pfeilers knien paarweise acht Prämonstratenser, mit dem Prior an ihrer Spitze. Mit einem Weihgeschenk in der Hand kniet der Abt, in roter Glockenkasel gekleidet, während hinter ihm ein Priester mit dem Hirtenstab zu sehen ist.
Betritt man derzeit die Basilika durch den Nebeneingang, steht man direkt vor einem Altar mit darüber freigelegten Wandmalereien. Hinter dem Nebenraum befindet sich ein weiterer geschlossener Altarraum, in dem ein Taufstein aus dem 18. Jahrhundert steht.
Der vermutlich aus der abgerissenen Andreaskirche stammende Taufstein ist aus rotem Eifelmarmor gefertigt und hat eine Höhe, zusammen mit dem Messingdeckel, von 1.60 m.
Am Eingang zum südlichen Querschiff befindet sich auf dem Pfeiler, der die beiden Seitenkapellen trennt, ein Wandgemälde, das die Kreuzigung Christi darstellt. Es ist 2.28 m hoch und 1.23 m breit und ist zum Schutze vor Zerstörung mit einer Glasplatte versehen. Das im Jahre 1883 aufgedeckte und 1886 restaurierte Gemälde beeindruckt durch seine gotische Architektur und das auffallend große Kreuz.
Das Salvatorianerkloster Steinfeld verfügt über eine der bedeutendsten Orgel des rheinischen Barocks. Ihre Geschichte geht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als die Basilika entweder eine Schwalbennestorgel oder eine Lettnerorgel besaß. Es war vermutlich Floris Hoque aus Brabant, der die erste große Orgel um 1600 erbaute.
Ein achtfüssiges Hauptwerksgehäuse und zwei Pedaltürme entstanden.
Balthasar König aus Bad Münstereifel vollendete die Orgel im Jahre 1727, dabei verwendete er die alten Pfeifenbestände, sodass das gesamte Orgelwerk über 29 Register verfügte.
Durch die Säkularisation im Jahre 1802 wurde die Abtei aufgehoben, die Basilika wurde zur Pfarrkirche und aufgrund fehlender Mittel traten zunehmend Schäden an der Orgel auf. Nachdem die Salvatorianer 1923 die ehemalige Abtei übernommen hatten, wurde auch im Rahmen umfangreicher Renovierungen die Orgel im Jahre 1934 durch die Bonner Orgelbaufirma Klais in Stand gesetzt. Sie wurde auf 46 Register erweitert und erhielt eine elektrizifierte Spiel- und Registertraktur.
1977 erfolgte aufgrund von Funktionsstörungen die Stilllegung der Orgel. Erst durch die akribische und aufwändige Restaurierungsarbeit der in Hellenthal/Eifel ansässigen Orgelbaufirma Weimbs gelang es, die Orgel in den Zustand von 1727 wieder zurückzuversetzen.
Die mit drei Manualen bestückte Orgel verfügt heute über 35 Register und 1956 Pfeifen. Der Steinfelder Bruder Andreas Warler, ehemaliger Schüler des Steinfelder Kollegs, beherrscht diese Orgel als ausgesprochener Virtuose und gibt nicht nur auf der Orgel der Steinfelder Basilika hinreißende Orgelkonzerte, sondern weit über die Grenzen des Klosters hinaus.
Der Kreuzgang, der ehemals romanischen Ursprung hatte, wurde von 1492 bis 1517 durch einen gotischen Stil ersetzt. Die darüber hinaus prachtvollen Glasfenster in den Gängen, die zwischen 1526 und 1557 entstanden, mußten mehrfach vor marodierenden Banden geschüzt werden. Durch die Säkularisation 1802 verschwanden sie hauptsächlich nach England, wo sie sich teils im Privatbesitz befinden, aber zum Großteil im Victoria und Albert Museum. Lediglich zwei Scheiben konnten wieder nach Steinfeld geholt werden und befinden sich heute im Kreuzgang.
Zum Einen ist es eine Darstellung des Heiligen Apostel Simon, der einen Schrein trägt mit der Aufschrift, dass sich ein Arm des Hl. Simon in dem Schrein befindet. Dieses Fenster kam im Jahre 1973 nach Steinfeld zurück.
Ein weiteres Teilstück eines der Fenster zeigt einen Bärtigen, dessen Existenz bisher noch nicht zugeordnet werden kann. Diese Scheibe, die vermutlich in einer Pfarrkirche im englischen East Bilney verschollen war, kam im Oktober 1998 zurück nach Steinfeld.
Im Brunnenhaus des Kreuzganges befindet sich eine aus dem 13. Jahrhundert stammende Brunnenschale mit einem Durchmesser von 1.80 m und einer Höhe von 1 m.
Schließlich befindet sich an der Aussenseite der Türe zur ehemaligen Prälatur (Abtgebäude) ein Türklopfer aus Bronze aus dem 12. Jahrhundert. Der Klopfer hat die Form eines menschenähnlichen Löwenkopfes mit umlaufender Lockenpracht und mißt 15 cm im Durchmesser. Der zugehörige Ring besteht aus einem gedrehten Vierkant von 14 cm Durchmesser.
Das gesamte Klostergebäude wird von einer 1.8 km langen Mauer eingefriedet.