Nöthen verdankt seinen Namen dem Bachlauf notinna, der erstmals 846 urkundlich erwähnt wird. Heute zählt die Gemeinde rund 750 Einwohner und liegt auf 355m NN, westlich des Münstereifeler Stadtwaldes. Seit 1969 ist Nöthen ein Stadtteil von Bad Münstereifel, nachdem es von 1816 bis 1969 mit Gilsdorf eine selbständige Gemeinde bildete. Diese gehörte zum Kreis Schleiden im Regierungsbezirk Aachen.
Im Jahre 1115 bestätigte der Kölner Erzbischof Friedrich dem Stift St. Chrysanthus und Daria in Münstereifel den Besitz der Filialkirche St. Willibrord, sowie die Kirchensteuer (Zehnt).
Taufen wurden erst 1700 durchgeführt und zwar durch den Stiftsgeistlichen Reiner Lorbach, der als Erster das Recht zur Taufe erhielt.
1706 folgten dann die ersten Trauungen, während 1770 die ersten Begräbnisse stattfanden. Wo heute eine Grünanlage besteht, befand sich der erste Friedhof, in unmittelbarer Nähe der Kirche.
Ursprünglich bestand die im 11. Jahrhundert errichtete Kirche aus einem rechteckigen, flachgedeckten Raum und erhielt erst später einen Westturm. Im 18. Jahrhundert erfolgte die Erweiterung um den Chor mit nördlicher Sakristei und Seitenschiffen.
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Kirche in einem beklagenswerten Zustand, sodass sie unter Dechant Alfons Klöcker (1903 - 1924) 1911 abgerissen wurde. Nach den Plänen von Eduard Endler aus Köln wurde an gleicher Stelle in den Jahren 1912/1913 die neue Pfarrkirche errichtet.
Hierbei handelt es sich um eine dreischiffige Bruchsteinbasilika mit Kreuzgewölbe. In der Mitte des Langschiffes befindet sich ein Querschiff, das auf beiden Seiten je drei Fenster aufweist.
Während das Langschiff eine Vorhalle, zwei Joche und den Chorraum besitzt, erhebt sich über der Vierung der quadratische Turm. Am 30. September 1913 wurde die Kirche eingeweiht.
An der Nordseite des Chores finden wir die Sakristei, an der Südseite dagegen ein rundes Treppentürmchen, das sich in der Ecke zwischen dem Seitenschiffabschluss befindet.
Die Fenster im Mittel- und Querschiff sind abgewandelte Schlüssellochfenster, während es sich bei den an den Giebeln des Querschiffes um Radfenster handelt.
In den Fenstern der Seitenwände lesen wir Sprüche aus Psalmen und Evangelien, sowie Prophetenweisheiten:
- Wie furchtbar ist dieser Ort. Hier ist nichts anderes wie das Haus Gottes und die Pforte des Himmels.
- Ich will lieber verachtet sein in Hause meines Herrn, als wohnen im Zelt der Sünder.
- Selig sind die, welche in Deinem Hause wohnen, O Herr, in alle Ewigkeit werden sie Dich loben.
- Ich freue mich, wenn man mir sagt: Lasset uns gehen zum Hause des Herrn
- Herr, ich liebe die Pracht Deines Hauses und den Ort der Wohnung Deiner Herrlichkeit.
Die lebensgroßen 12 Aposteln im Chorraum wurden von Rita Hecker aus Köln im 20. Jahrhundert gefertigt. Deren Köpfe sind Bildnisse von Nöthener Einwohner aus dieser Zeit.
Der Hochaltar zeigt Darstellungen von Propheten, teils mit ihren Namen und Hinweise auf deren Worte. Darunter erkennen wir von links nach rechts die vier Evangelisten mit deren Sinnbildern:
Matthäus (Mensch), Markus (Löwe), Lukas (Stier), Johannes (Adler)
In der Tabernakeltüre zeigen sich im Uhrzeigersinn die Symbole das "Lamm Gottes", das "Ewige Licht", "Fisch und Anker" sowie "Brot und Fisch".
Unterhalb dieser Symbole ist der folgende Text eingraviert: "Adorate Dominum In Atrio Sancto Eius" - "Betet den Herrn an in seinem heiligen Haus".
Der Drehtabernakel stammt aus Holz mit einem Marmorsockel aus dem 18. Jahrhundert.
Aus welcher Zeit der Josef-Altar mitsamt Tabernakel besteht, ist nicht bekannt, besteht aber ebenfalls aus Holz und hat die Ausmaße 220 x 200cm und befindet sich im rechten Seitenschiff.
Im linken Seitenschiff sehen wir den ebenfalls aus Holz gefertigten Maria-Hilf-Altar, der 180 x 190 cm groß ist. Auch seine Entstehungszeit ist nicht überliefert.
Auf der linken Seite steht eine Kreuzigungsgruppe aus der im Jahre 1911 abgebrochenen Kirche. Sie diente dort als Bekrönung des spätgotischen Hochaltars. Auf einer Schrifttafel unterhalb des Kreuzes steht der Spruch: "Rette Deine Seele" und soll an die durchgeführten Missionen in der Pfarre Nöthen erinnern. Sie fanden statt in den Jahren 1900, 1914, 1923, 1930 und 1951.
Vier weitere Holzfiguren schmücken das Innere dieser schlichten und dennoch schönen Kirche:
- Herz Jesu aus dem 19./20. Jahrhundert, 145 cm hoch
- Eine Pieta aus dem 15. Jahrhundert ist 75 cm hoch
- Eine Figur des Hl. Petrus aus ca. 1600, 68 cm hoch
- Maria mit dem Jesuskind
Die Orgel über dem Kirchenausgang hat eine elektrische Traktur, mit 12 Registern, stammt von der Firma Koch aus Köln und wurde 1939 installiert.
Oberhalb der Ausgangstüre befindet sich ein halbkreisförmiges, vierteiliges Fenster mit dem Spruch: "Ich bin die Türe. Wenn jemand durch mich geht, der wird selig werden. Er wird eingehen und ausgehen und Weide finden."
Das Äussere der Basilika besticht nicht nur durch den imposanten Bruchstein, der neuromanischen Bauweise, den vielen Ecken und Kanten, sowie die harmonische Anordnung der vielen verschiedenen Fenster, sondern auch durch die die Kirche fast vollständig umschließende Mauer.
Sie scheint der Kirche einen noch besseren Schutz zu gewähren, während die gepflegten Gartenanlagen einen zusätzlichen Anziehungspunkt darstellen.
Weit sichtbar lockt diese schöne Kirche den interessierten Besucher an, nicht nur durch ihre das Dorf überragende Erscheinung, sondern auch laut vernehmlich durch ihre drei Glocken, entstanden in den Jahren 1737, 1779 und 1958.
Nicht unerwähnt sollten zwei Kirchenfenster bleiben, die bei dem Umbau des Pfarrheimes gefunden wurden. Es handelt sich dabei um die Darstellungen Herz Jesu und Herz Maria, die noch aus der alten Kirche stammten. Nach aufwendiger Restauration durch die Herren Strick und Kolvenbach haben sie jetzt einen neuen Platz im Pfarrheim gefunden und beeindrucken durch ihre Farbvielfalt, besonders wenn sie durch eine moderne Lichttechnik von hinten beleuchtet werden.