Im Dreieck von Aachen, Koblenz und Trier liegt Gerolstein, das nicht nur durch seinen Sprudel weit über seine Grenzen bekannt wurde. Im Ortsteil Sarresdorf steht die letzte der 100 Kirchen, die vom Evangelischen Kirchenbauverein zu Berlin gebaut wurde, die Erlöserkirche zu Gerolstein.
Freiherr Ernst von Mirbach, der bereits im Jahre 1902 im benachbarten Wiesbaum-Mirbach die evangelische Erlöserkapelle Mirbach baute, erwarb für den Verein das als "Hofacker" bezeichnete Grundstück.
Bei Ausschachtungsarbeiten stieß man 1907 auf die Fundamente einer Villa Rustica, die auch als Villa Sarabodis bezeichnet wird
und noch heute, wie das neben der Kirche befindliche Museum, zu besichtigen ist.
Auf Geheiß der Kaiserin Auguste Viktoria wurde der damalige Baumeister Heinrich Schwechten mit dem Bau der Erlöserkirche beauftragt, der auch die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin erbaute und maßgeblichen Anteil am Bau der Erlöserkapelle in Mirbach hatte.
Am 25. Mai 1911 erfolgte die Grundsteinlegung und am 15. Oktober 1913 wurde die Erlöserkirche, deren Kosten sich auf damals astronomische 1,1 Mio. Mark beliefen, in Anwesenheit Kaiser Wilhelm II. feierlich eingeweiht.
Er trug auch wesentlich zur Finanzierung des Prachtbaus bei, ebenso wie der Kirchenbauverein.
Der imposante Bau im neoromanischen Stil mißt in der Länge 30m und in der Breite 18m und ist aus Backsteinen gebaut, sowie mit Rotsandsteinquadern verkleidet.
Was von aussen nicht unbedingt erkennbar ist, sind die atemberaubenden Mosaiken im Inneren der Kirche, die nach byzantinischem Vorbild erstellt wurden. Bereits in der Vorhalle befinden sich rechts und links Mosaikmedaillons, sowohl von
Kaiser Wilhelm II. mit Kaiserin Auguste Viktoria, als auch deren von Kaiser Friedrich III. und Prinz Friedrich Karl von Preußen.
Die Mosaiken der gesamten Innenausstattung wurden ursprünglich von Hermann Schaper und nach dessen Tod im Jahre 1911 von Friedrich Schwarting ausgeführt. In der Bildgestaltung der Mosaiken ist deutlich die Verbindung religiöser Inhalte mit dem politischen Machtanspruch Kaiser Wilhelm II. ersichtlich.
Die Kuppel ist in acht Felder aufgeteilt, in denen sich im südlichen Bereich die Brustbilder von Karl dem Großen, Kaiser Wilhelm der Große, Kaiser Friedrich Barbarossa und Pippin der Kurze befinden. Nach Norden zeigen vier Medaillons die Brustbilder von Willbrord, Martin Luther, Philipp Melanchton und Bonifatius.
Der in der Mitte der Kuppel befindliche Kronleuchter ist in seiner Form dem Reichsapfel nachempfunden, der schon zur damaligen Zeit elektrisch versorgt war. Damit war die Erlöserkirche eines der wenigen Bauwerke in Gerolstein, das über elektrisches Licht verfügte.
In den Zwickelfeldern der Pendentifs befinden sich in reich verzierten Gewändern zweiflügelige Engel auf Wolken, die in ihren Händen jeweils einen Kreuzstab sowie eine Weltkugel halten, was sie als Wächter des Himmels ausweisen soll.
Im Chorraum sehen wir den segnenden Jesus mit Bart - Wundmale an Händen und Füßen. Sein Blick ist stets auf den Betrachter gerichtet, unabhängig aus welchem Winkel er auf den Jesus sieht.
Der Altar, als zentrales Ausstellungsstück, besteht aus Marmor, mit einem mosaizierten Brustbild Christi´s, davor befindet sich unterhalb der Stufen zum Chorbereich das Taufbecken
mit der Inschrift "Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes".
Neben zahlreichen anderen Darstellungen sollen hier nur einige erwähnt werden:
- die Gebäude der Ölbergstiftung in Jerusalem
- die Bauten der Auguste-Viktoria-Pfingsthaus-Stiftung in Potsdam
- Kuppelkirche mit Unterschrift "Bethlehem"
- zwei Inschriften anläßlich der Grundsteinlegung an Himmelfahrt, 25. Mai 1911 und der
- Einweihung durch Wilhelm II. am 15. Oktober 1913
Der Eingangsbereich der Erlöserkirche besteht aus einer zweiflügeligen Türe aus Bronze der Fa. Oskar Fritz aus Berlin und zeigen eine Gitterstuktur, in deren Schnittpunkten mal traurige, mal fröhliche Maskenbiler eingearbeitet wurden.
Jeder Türflügel wird mit einem Löwenkopf mit Ring aus Bronze verziert und dient als Türzieher.
Über dem Portal befindet sich ein Fenster mit dem Jerusalemer Kreuz und den Jahreszahlen 1913 und 1954, die sowohl die Einweihung der Erlöserkirche, als auch die Fertigstellung der Restaurierungen nach dem 2. Weltkrieg dokumentieren sollen.
Aufgrund der enormen Unterhaltungskosten, die die Gemeinde Gerolstein nicht aufbringen konnte, wurde die Erlöserkirche am 27. Juni 1914 dem Hause Hohenzollern zum Geschenk gemacht. Heute befindet sich die Kirche mit Museum und der Villa Sarabodis im Besitz der Evangelischen Landeskirche und wird von ihr verwaltet..
Zusammenfassung |
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Erbaut | von 1911 bis 1913 im Neoromanischen Stil |
Finanziert | vom Evgl. Kirchenbauverein in Berlin und Kaiser Wilhelm II. |
Architekt | Heinrich Schwechten |
Mosaiken | von Hermann Schaper und Friedrich Schwarting |
Besonderheiten |
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