Das zur Samtgemeinde Nordhümmling gehörige Esterwegen befindet sich im niedersächsischen Emsland, in dem rund 5400 Einwohner leben.
Unter anderem wurde die Gemeinde durch das ehemalige Konzentrationslager bekannt, das von 1933 bis 1945 als KZ- und Gefangenenlager bestand.
Heute befindet sich auf diesem Gelände eine KZ- Gedenkstätte.
Der Vikar Hermann Husmann (1846 - 1915) war ehemaliger Vikar in Lorup, kam 1888 nach Esterwegen und wurde 1900 zum Pfarrer ernannt.
Ihm verdankt die Gemeinde ihre Kirche, die als reiner Ziegelbau im neugotischen Stil entstand.
In seinem Grundriß ähnelt sie dem Dom zu Münster, jedoch mit der Ausrichtung des Turmes nach Süden, während der Altarraum gen Norden zeigt.
Unter dem Patronat Johannes des Täufers wurde die katholische Kirche 1897 ihrer Bestimmung übergeben.
Betritt man die Kirche durch den Turmeingang, findet man auf der linken Seite eine alte Taufnische mit der seltenen Darstellung der Hl. Familie und der Hl. Dreifaltigkeit.
In einem stilisierten Lebensbaum sieht man ein großes, handgeschriebenes Buch mit Fotos und Namen der Vermißten und Gefallenen beider Weltkriege.
Über einer doppelflügeligen Holztüre, die zum Innenbereich der Kirche führt, steht die Inschrift: "Hier ist das Haus Gottes und die Pforte des Himmels, denn der Ort, wo Du stehst, ist heiliger Boden.
Vom Hauptportal aus fällt der Blick sogleich auf den ca. 5 Meter hohen Hochaltar, der durch den Münsteraner Bildhauer Fritz Ewertz gestaltet wurde.
Die Entstehung geht auf das Jahr 1907 zurück und dient zur Ehre der Heiligen Familie.
Ein Aussetzungsthron mit dem Allerheiligsten befindet sich über dem von zwei betenden Engeln flankierten Tabernakel.
Oberhalb des Tabernakels sieht man auf der linken Seite ein Retabel der "Heimsuchung Mariä´s",
sowie links davon die Figur des Joachim, der Vater der Mutter Gottes.
Auf der rechten Seite eine Darstellung der Heiligen Familie,
sowie rechts davon die Figur Anna, die Mutter der Gottesmutter.
Die sogenannte "Bekrönung" des Hochaltars zeigt unterhalb des gekreuzigten Christus die Darstellung von Maria und Johannes.
Die aus Sandstein gefertigte Mensa des Altars zeigt zwischen vier Marmorsäulen drei Motive aus dem alten Testament:
- Abrahams Opfer -
- Opfer des Hohepriesters Melchisedek -
- Moses und die kupferne Schlange -
In den Jahren 1992/93 fanden umfangreiche Innenrenovierungen statt, wie die Errichtung einer Turmnische, 2 neue Seiteneingänge sowie den im östlichen Querschiff befindlichen Marienaltar. Marianische Symbole schmücken die zwei kleinen Fenster.
Die Westseite der Kirche oder auch "Sakramentenseite" beherbergt den Taufort und das Beichtzimmer. In einer Nische sehen wir die Hl. Klara mit dem Ziborium, sowie zwei Fenster, auf denen Tauf- und Beichtsymbole zu sehen sind.
Der Mittelpunkt der Kirche bildet der aus einem Steinblock gefertigte Altar, in den die Worte Jesu bildlich eingemeißelt wurden: "Ich bin der wahre Weinstock und ihr seid die Rebzweige (Joh. 15.1)."
So findet sich alles, was einen Weinberg ausmacht, in diesem Altarblock wieder. Igel, Schnecken, Vögel und Mäuse. Der Stamm des Weinstockes bildet als dicker Baumstamm das Esterweger Wappen.
Der einzige Bildschmuck im Altarraum ist ein Relief, das vormals den Mittelteil der Kommunionbank bildete und das Volk Israel darstellt, auf dem Weg durch die Wüste und auf Anordnung von Moses das Brot des Himmels sammelt.
Im Gegensatz zu vielen Kirchen, die eine reich geschmückte Kanzel besitzen, findet man hier einen schlichten, aus Sandstein gefertigten Ambo. Er ist mit eingemeißelten Bildern und Symbolen aus dem Gleichnis vom Sämann geschmückt, das ausschließlich von Kornmotiven geprägt ist.
Der ebenfalls aus Sandstein gefertigte Priestersitz zeigt im niedrigen Rückenteil zwei Hände, die ein Schaf aus einem Dornengestrüpp befreien.
Das Taufbecken aus Sandstein und einem Messingdeckel mit Kreuz, steht im Mittelgang des Gotteshauses, sodaß von fast jedem Platz aus die Taufe einzusehen ist.
Um das Taufbecken herum ist viel Platz, sodaß mehrere Eltern mit ihren Täuflingen und Paten der Zeremonie beiwohnen können.
Die Osterkerze hat ihren Platz direkt neben dem Taufbecken.
Die Beichte wird in einem separaten Beichtzimmer auf der Westseite der Kirche abgenommen.
Eine Herz-Jesu-Figur aus dem späten 19. Jahrhundert ziert die Wand des westlichen Querschiffes.
Die im nazarener Stil gefertigten 14 Stationen des Kreuzweges schmücken die linke und rechte Wand des Kirchenschiffes.
Eine Signierung der zehnten Staion mit "J. H. 1897" am unteren Bildrand lässt vermuten, dass diese Kreuzwegbilder im Jahre 1897 von dem Künstler "J. H." stammen.
Wer sich dahinter verbirgt, scheint nicht bekannt zu sein.
Die Marienverehrung gilt als besonderes Charakteristikum der Johannesgemeinde.
Im rechten Querschiff befindet sich daher eine Marienstatue im neugotischen Stil, mit dem Kind im Arm und auf dem Haupt eine Krone.
Bewußt wurde als Unterbau nicht ein Altar verwendet, sondern der alte Kanzelkorb mit den Abbildungen der vier Evangelisten.
Der Verehrung Mariens wird durch die Ausschmückung mit Blumen und Kerzen über das gesamte Jahr Rechnung tragen.
Am rechten Haupteingang steht die neugotische Statue des Hl. Josef, dem Beschützer der hl. Familie und dem Schutzpatron der Kirche.
Im Zelebrationsaltar haben die Reliquien des Hl. Bonifatius ihre letzte Ruhestätte gefunden. Sie sind in den Weinstock des Altars eingelassen und mit einer Platte versehen, welche die Inschrift trägt: "Zeugen des Glaubens".
Während die Bleiverglasung noch aus der Erbauerzeit stammt, sind das westliche Querschifffenster sowie die Türoberlichter (Sakristei und Beichtzimmer) in ornamentaler Gestaltung unter Verwendung von Tischkathedralfensterglas originalgetreu nachgebildet worden.
Zwei Fenster mit Ornamenten und dreifigürliche Fenster prägen den Chorraum und zeigen Johannes den Täufer, wie er Jesus im Jordan tauft, sowie die Aposteln Petrus und Paulus.
Zwei Menora - Siebenarmige Leuchter stehen links und rechts im Chorraum und stellen ein goldenes Gebilde dar, im Tempel zu Jerusalem, dessen sieben Lampen nie erlöschen.
Die von der Hamburger Firma Rudolf von Beckerath konstruierte Orgel verfügt über 1447 Pfeifen und hat 20 Register.
Sie wurde am 09. Oktober 1983 eingeweiht und fügt sich harmonisch in den spitzbogigen Raum ein. Ihr Klang gehört zu den schönsten weit über die Grenzen des Hümmlings.
Die Johanneskirche verfügt über drei Bronzeglocken mit Namen:
|
"Der Schlußstein ist Jesus Christus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammen gehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn."
(Eph 2, 20b 21)
Ein prachtvoller, doppelstöckiger Kronleuchter ziert den Mittelgang des Kirchenschiffes.
Vortragekreuz
Zur Weihnachtszeit wird die Kirche sehr schön geschmückt. Eine wundervolle Krippe, die die Geburt Christi darstellt, wird von fleißigen Gemeindemitgliedern aufgebaut und hat ihren Platz im rechten Bereich des Chorraumes.
Text: Josef Daune
Herausgeber: Kirchenvorstand St. Johannes Esterwegen