Hier möchte ich Euch nun eine Kirche vorstellen, die nicht in der Eifel liegt, für mich aber eine besondere Bedeutung aufweist. Es ist die St. Mauritius-Kirche und sie steht in Frechen-Bachem, unweit der BAB 1 und seit 15 Jahren ein täglicher Blickfang, wenn ich aus der Eifel kommend, an dieser Kirche vorbei fahre.
Die erste urkundliche Erwähnung Bachems, dem drittgrößten Stadtteil von Frechen, stammt bereits aus dem Jahre 866 und schon 867 verfügte Bachem über eine erste Kirche. Ab dem Jahre 1310 werden zwei Kirchen in Bachem erwähnt, die auch noch 1587 in einer Karte verzeichnet sind, aber nur die St. Wimarus-Kirche wurde namentlich benannt.
Eine Namensänderung von Wimarus in Mauritius ist vermutlich auf die Gründung der Mauritius-Bruderschaft von 1640 zurückzuführen.
Beide Kirchen waren zum Anfang des 18. Jahrhunderts in einem sehr schlechten Zustand, sodass der damalige Eigentümer der Burg Bachem, Freiherr Antonius von Geldern, beschloß, beide Gotteshäuser abzureißen.
Im Jahre 1731 wurde mit dem Neubau begonnen, dessen Kosten von dem Burgherrn übernommen wurden. Für die Errichtung des Turmes sollte aber die Bevölkerung aufkommen. Aufgrund von knappen Kassen dauerte es noch bis zum Jahre 1808, bis der Turm fertiggestellt werden konnte.
Der barocke Saalbau besticht durch seine Schlichtheit, während durch die hohen, einfach gehaltenen Fenster sehr viel Licht ins Innere der Kirche dringt.
Betritt man die Kirche, befindet man sich unmittelbar im unteren Turmraum, der von der restlichen Kirche durch ein großes, schmiedeeisernes Gitter getrennt ist.
Auf der linken Seite befindet sich hinter einem Schmiedegitter eine Pieta aus dem 17. Jahrhundert, die eine Höhe von 61 cm aufweist.
Auf der rechten Seite steht ein gewaltiger, romanischer Taufstein aus dem 12./13. Jahrhundert mit einem neuzeitlichen Deckel.
Neben anderen Grabsteinen sei hier besonders erwähnt, der Grabstein des Vikars Johann Quirin Zeyen, gest. am 03. August 1809, der vormals in der äußeren südlichen Sakristeiwand eingelassen war. Vikar Zeyen galt als sehr gelehriger Zeitgenosse, der sich trotz seiner Erblindung der Priesterausbildung verschrieb.
Eine Gedenktafel weist auf die Verdienste von Pfarrer Josef Ferbers hin, der in den Wirren des Dritten Reiches von 1934 - 1940 seinen Dienst in der Bachemer Kirche versah.
Der im barocken Stil erbaute Hochaltar gliedert sich in drei Teile und wird von vier gewundenen Säulen getragen. In der Mitte, über dem Tabernakel, befindet sich auf einem Sockel der gekreuzigte Christus.
An gleicher Stelle befand sich früher eine strahlenumkränzte Madonna mit Jesuskind, die sich heute in der Heilig Geist Kirche in Bachem wiederfindet.
Zwischen den Säulen, die in korinthischen Kapitellen enden, befinden sich zwei große Statuen des Hl. Wimarus und des Hl. Mauritius in kriegerischer Aufmachung.
Am oberen Ende, zwischen den beiden mittleren Säulen, werden von zwei Putten die Wappenschilde der Kirchenerbauer gehalten - Adolph Freiherr von Geldern und seine Gattin Anna Maria Beatrix von der Reck zu Drensteinfurt.
In einem als Medaillon gestalteten Bild erkennt man Gottvater, auf Wolken schwebend und zur Erde herabschauend. Links und rechts davon bejubeln und huldigen zwei Engelsgestalten den Gottvater, während eine Taube unterhalb des Medaillons den Hl. Geist verkörpern soll.
Im unteren Teil des Hochaltars sehen wir auf einem goldenen Oval das Lamm Gottes, als Symbol für Jesus Christus mit der Siegesfahne und dem Kreuz für die Wiederauferstehung.
Auf der Rückseite des Altartisches ist eine Grabplatte eingearbeitet, die an die Eheleute Peter und Maria Anna Herwegen, sowie an ihren Sohn Heinrich erinnern soll, die im 19. Jahrhundert lebten und starben.
Rechts vom Hochaltar, an der Wand zur Sakristei, ist ein um 1900 entstandener Reliquienschrein zu sehen, der aus Holz gefertigt und vergoldet wurde. Durch die Glasscheiben hat der Betrachter einen direkten Blick auf die Reliquien. Die Größe des Schreins beträgt in der Breite 31cm, der Tiefe 46 cm und in der Höhe 65 cm.
Am Durchgang vom Chorraum zur Sakristei erinnert ein kleines Kreuz an ein schreckliches Verbrechen vom 06. Februar 1734. Pfarrer Nikolaus Jungbluth, der Pfarrer in Bachem war, wurde von dem Küster Hermann Engers am Altar erstochen. Der Küster, der kurz zuvor entlassen worden war, wurde für seine Tat mit dem Schwert hingerichtet.
Die Statuen an den Wänden sind nicht näher beschrieben, allerdings dürfte vorne rechts der Hl. Wimarus dargestellt sein, der zweite Patron der Mauritiuskirche, während vorne links vermutlich der Hl. Mauritius dargestellt wird.
Im hinteren Bereich der Kirche, auf der rechten Seite, steht eine in den Farben rot, blau und gold gekleidete, lebensgroße Muttergottes. Auf ihrem linken Arm hält sie das segnende Jesuskind. Beide sind jeweils mit einer Krone versehen, während die Muttergottes in ihrer rechten Hand ein Zepter hält.
In der Mitte der Kirche hängt von der schlichten Stuckdecke ein Kronleuchter herab, der mit seinen geschwungenen Armen prächtig zum barocken Stil dieser Kirche paßt.
Ebenfalls im barocken Stil nachempfunden präsentiert sich die einmanualige Orgel auf der Empore. Reich verziert, von zwei Engeln flankiert und einem beflügelten Engelskopf am oberen Ende präsentiert sie sich dem Besucher und Zuhörer eindrucksvoll.
Die Orgel wurde in der Vergangenheit immer wieder umgebaut, ehe sie in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von der Fa. Klais aus Bonn in die Orgelbrüstung eingefügt wurde. Leider wurde sie in den 70er und 80er Jahren durch Vandalismus zerstört und das Gehäuse schwer beschädigt. Bei der Wiederherstellung der Kirche in den 90er Jahren wurde das Orgelwerk in der unteren Turmkammer eingefügt. Die Orgel wurde 1999 durch die Fa. Weyland aus Leverkusen gebaut. Abschließend wurde das Gehäuse durch die Restauratoren Gassert und Müller aus Brühl ergänzt und stellt heute einen würdigen Blickfang dar.
Am Aufgang zur Empore befindet sich in einer Nische eine kleine Madonna mit dem Jesuskind.
Bedenkt man, dass die ehemalige Pfarrkirche St. Mauritius durch Diebstähle, Vandalismus und Rowdytum in den vergangenen Jahrzehnten schwer gelitten hatte, präsentiert sie sich heute in ihrer ganzen Pracht der Würde eines Gotteshauses angemessen.
Der Bachemer Kirchenschatz beinhaltet einige spätmittelalterliche Kostbarkeiten, die nicht unerwähnt bleiben sollten.
Vom ältesten Objekt, einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden Turmmonstranz, sowie einem Ziborium aus dem frühen 18. Jahrhundert liegt mir leider kein Bild vor. Zwei weitere Ziborien waren zur Zeit des Fotoshootings nicht verfügbar.
Neben der eingangs erwähnten Pieta aus dem 17. Jahrhundert und dem Reliquienschrein aus ca. 1900, befindet sich ein Kelch aus dem Jahre 1753 von Friedrich Georg Schnorrenberg. Er besteht aus Silber, ist vergoldet und 24 cm hoch.
Das Allianzwappen der Eheleute Christ. August Freiherr von Geldern und Francisca Charlotte Gräfin zu Nesselrad ist auf dem Fuß des Kelches eingraviert.
Aus dem Jahre 1720 stammt eine Strahlenmonstranz von Johann David Saller aus Augsburg und ist 49 cm hoch. Sie ist ebenfalls aus Silber vergoldet, mit sehr schönen Gravuren versehen und verfügt über eine Krone über dem Expositorium.
Von Heinrich Üdesheim aus Bonn stammen zwei kleine Kännchen für Wasser und Wein und werden der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zugeschrieben. Auch diese Kännchen bestehen aus Silber und sind jeweils 14 cm hoch.
Ein weiterer Kelch aus dem 20. Jahrhundert ist auch aus vergoldeten Silber gefertigt und mit schlichter Gravur versehen. Am Fuße des 22 cm hohen Kelches bedeutet die Inschrift:
"Meus cibus est ut faciam voluntatem eius qui misit me"
"Meine Speise ist, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat."
Aber auch von aussen erfuhr die Kirche seit dem Beginn der Renovierungsarbeiten im Jahre 1978 umfangreiche Sanierungen, die erst dreizehn Jahre später ihren Abschluß fand.
Das Kirchendach und der erst 1935 gebaute Turm wurden mit Moselschiefer eingedeckt, was der gesamten Kirche Ruhe und Geborgenheit verleiht, die dem Betrachter schon von weitem auffällt, egal aus welcher Richtung er diese Kirche anschaut.
Leider widerspiegelt der angrenzende Friedhof nicht den ihm angemessenen, würdevollen Charakter. Vielmehr ist er verwahrlost und die Grabstätten vieler früherer Herrschaften und Pfarrer befinden sich in einem beklagenswerten Zustand, die diese Menschen, deren Gebeine hier ruhen, nicht verdient haben.
Genauso bedauerlich ist der Verfall eines Nachbaus der Lourdes Grotte, die 1886 von Vikar Schwalbach auf dem Grab seiner Mutter errichtet wurde. Lange Zeit diente sie als Anlaufpunkt vieler Gläubige für ein stilles Gebet, doch auch sie wurde Opfer blinder Zerstörungswut.
Ein Denkmal, wenige Meter vor dem Eingang der Kirche, erinnert an die glorreichen Feldzüge und gedenkt der Gefallenen der Kriege 1864, 1866, 1870 und 1871. Neben den Inschriften Sedan/König Grätz, befinden sich die Namen vieler Gefallenen dieser Kriege.
Eine besondere Ehre wurde dem Frechener Geschäftsmann Johannes Creeten
zuteil. Im Jahre 2007 erhielt er den höchsten päpstlichen Orden,
der an einen Privatmann vergeben werden kann.
Den Verdienstorden "pro ecclesia et pontifice" erhielt Herr Creeten am Tag
des Herz-Jesu-Festes von Pfarrer Wolfgang Scherberich überreicht.
Mit dieser Auszeichnung würdigte Papst Benedikt XVI. das jahrzehnte
lange Engagement von Johannes Creeten für die Bachemer Mauritiuskirche.
Viele geschichtliche Vorgänge konnte ich dem Buch "Bachem - der Geschichte eines Dorfes auf der Spur" entnehmen, dass der Frechener Mediziner Dr. Helmut Wirges geschrieben hat. Dafür meinen aufrichtigen Dank.